Wallisellen wird Stadt und die Jugendarbeit Wallisellen feiert ihr 40 Jahre Jubiläum. Generationen von Jugendlichen haben die verschiedenen Angebote besucht, tausende Kinder und Jugendliche hatten eine gute Zeit im Jugendhaus und haben der Jugendarbeit ihre Geschichten, Freuden und Sorgen erzählt. Die Jugendarbeit war und ist für sie da, hört ihnen zu und diskutiert mit ihnen über Gott und die Welt. Die Geschichte der Jugendarbeit Wallisellen im Rückblick.

1982 Start Jugendhaus Betrieb

Die Jugendunruhen der 1980er Jahre machten die Gesellschaft in der ganzen Schweiz auf die Anliegen der Jugendlichen aufmerksam, die mehr Freiräume ausserhalb der staatlichen Strukturen fordern. So kam es, dass auch in Wallisellen private und kirchliche Initiativen erfolgreich eine Umnutzung des alten Pfarrhauses an der Rotackerstrasse 47 in ein Jugendhaus verlangten.

Der neu gegründete Verein "Jugend- und Freizeithaus Rotacker" startet 1982 den Jugendhaus-Betrieb. Das alte Pfarrhaus füllte sich mit neuem Leben, die Jugendlichen nahmen ihr neues Jugendhaus in Beschlag. Die Anfänge des Jugendhaus Betriebes waren nicht nur einfach. Das Haus steht mitten im Dorf, das ist bis heute eine wichtige und positive Standortqualität, aber mit den damals bis zu hundert Jugendlichen vor Ort, und das zu Zeiten, als die Jugendlichen auch vorwiegend mit Mopeds unterwegs waren, das gab natürlich auch Probleme. Umso erfreulicher war die Stellungnahme des Gemeinderates Wallisellen 1991 im Walliseller Anzeiger: "Ein Jugendtreff gehört heute zweifellos zur kommunalen Infrastruktur einer Gemeinde unserer Grössenordnung. Die Erfahrungen zeigen, dass der Standort einer solchen Institution äusserst wichtig für einen erfolgreichen Betrieb ist. Die Lage im Zentrum bringt für den Jugendtreff selber entscheidende Vorteile. Die Drogengefahr ist bedeutend geringer. Integration und Toleranz können die Jugendlichen nicht lernen, wenn der Jugendtreff irgendwo ausserhalb des Dorfes liegt. Dass ein Jugendhaus ähnlich einem gastgewerblichen Betrieb oder einer Sportanlage Lärmemissionen verursacht, liegt in der Natur der Sache und ist unvermeidbar. Die Vereins- und Jugendtreffleitung bemühen sich sehr intensiv, um die unangenehmen Begleiterscheinungen für die Nachbarschaft auf ein Minimum zu reduzieren. Dass sich trotzdem ab und zu eine Gruppe Jugendlicher daneben benimmt, lässt sich nicht ausschliessen. Die Benutzer des Treffs wechseln häufig, und die Neuen müssen die Regeln zuerst lernen."

Ein Highlight in den folgenden Jahren waren die legendären Jugilager. Die Abenteuerferien fanden meist in Frankreich, aber auch mal in Schweden oder in Italien statt. Das Rezept für ein gelungenes Lager war einfach: Man schlafe unter freiem Himmel in einer Hängematte, wasche sich im Fluss und nutze ein Kanu oder Fahrrad, um die Umgebung zu erkunden. In den Lagern wurden Freundschaften geknüpft, welche bis heute bestehen. Auch Pärchen haben sich gefunden, welche heute verheiratet sind und Kinder haben, die teilweise auch schon wieder ins Jugi kommen oder zum Teil sogar auch selbst bereits wieder Eltern geworden sind.

1993 und 1999 organisierte die Jugendarbeit das Jugend- und Kinderfest „UTOPIE“. Dieses Fest machte seinem Namen alle Ehre und bot den Jugendlichen eine Plattform, um ihre Ideen und Wünsche zu realisieren. Ein grosses Thema waren damals die Seifenkistenrennen. Die Jugendlichen bauten mit Feuereifer ihre eigenen Fahrzeuge, um sich schliesslich beim ersten Walliseller Seifenkistenrennen mit den Freunden messen zu können. Diese Rennen fanden danach weitere elf Mal statt. Ein anderes Highlight war der Bau eines grossen Abenteuerspielplatzes, welcher 1994 von über 100 Jugendlichen gebaut wurde – die 13 m hohen Türme blieben 5 Jahre stehen.

Im Frühling 1997 bauen Skater mit der Jugendarbeit eine grosse Half Pipe, 1998 wird der erste Skater Platz beim Sportzentrum in Wallisellen realisiert.

 

1996 Entwicklung Leitbild Jugend und Schaffung der Stelle eines Jugendbeauftragten

1996 stellt eine Gruppe mit Vertretern der Kirchen, der Vereinen und der Jugendarbeit einen Antrag an die Gemeinde zu Erarbeitung eines Jugendleitbildes. Auslöser dieses Antrages waren Diskussionen um die Zukunft der Jugendarbeit Wallisellen. Der Gemeinderat setzte zur Erstellung des Jugendleitbildes eine Delegation ein, welche aus Vertretern des Gemeinderates, der Schulpflege, der Vereine, der beiden Kirchen sowie Vertretern aus Wirtschaft, Industrie und Gewerbe gebildet wurde. 1999 wurde das von der Jugenddelegation erstellte Jugendleitbild vom Gemeinderat verabschiedet. Ziel des neuen Jugendleitbildes war es, den Jugendlichen in Wallisellen eine zukunftsorientierte Perspektive zu vermitteln. Die Jugenddelegation und der Gemeinderat sehen als ersten wichtigen Schritt für die Umsetzung des neuen Leitbildes und die Lösung der anstehenden Aufgaben die Schaffung der Stelle eines/einer Jugendbeauftragten. Die Gemeindeversammlung beschliesst im April 2000 die Schaffung dieser Stelle. Hauptziel dieser neuen Funktion lässt sich laut damaligem Antrag des Gemeinderates wie folgt zusammenfassen:

  • Anlauf/Koordinationsstelle für alle Jugendlichen und deren Bezugspersonen
  • Koordination der zuständigen Fachstellen, Institutionen und Vereine
  • Öffentlichkeitsarbeit und Förderung von Kommunikation und Zusammenarbeit der Jugendlichen mit den älteren Generationen.

Der/die Jugendbeauftragte bildet das Bindeglied zwischen der politischen Gemeinde, der Schulgemeinde, den Kirchen, den Vereinen und anderen interessierten Organisationen und den Jugendlichen.

 

2009 Start Midnight Ball Sport in der Turnhalle

Die Midnight Ball Veranstaltungen der nationalen Stiftung "Idee Sport" entwickelten sich ab 1999 in vielen Städten und Gemeinden zu einem wichtigen Element der Gesundheitsförderung, der Sucht- und Gewaltprävention und der sozialen Integration. Zentraler Ansatz ist die Öffnung von gemeindeeigenen Turnhallen zu den Ausgangszeiten von Jugendlichen am Wochenende, um einen Treffpunkt mit Sport und Musik zu schaffen. 2009 initiierte die Jugendarbeit Wallisellen ein erstes Pilotprojekt vor Ort. Es wird ein breit abgestützter Trägerverein gegründet, ab 2010 finden im Winterhalbjahr jeden Samstagabend die gut besuchten Midnight Ball Anlässe statt. Seit 2014 organisiert die Jugendarbeit die Anlässe allein ohne Trägerverein, sie hat sich das notwendige Knowhow erarbeitet und hat die Ressourcen.

 

Das Projekt "Midnight Ball Wallisellen" richtet sich als niederschwelliges Angebot hauptsächlich an Jugendliche aus der Stadt Wallisellen. Es bietet ihnen zur Ausgangszeit am Wochenende einen sportlichen, gut erreichbaren und kostenlosen Raum an, der von allen – unabhängig von Geschlecht, sozialem Status oder ethnischen Herkunft – genutzt werden kann. Alkohol und Tabak sind verboten und die aktive Teilnahme und Mitarbeit der Jugendlichen steht im Vordergrund. Nebst Spass und Spiel ist die gewünschte Mitarbeit der Jugendlichen als Coaches ein zentrales Element des Midnight Ball: interessierte Jugendliche werden als Coaches in die Betreuungs- und Organisationsarbeit der Midnight Ball Projekte eingeführt. Sie übernehmen selbständig Aufgaben und arbeiten eigenverantwortlich als Abendteam. Die Durchsetzung von Regeln und die konstruktive Intervention in Konfliktsituationen gehören zu den zentralen Aufgaben der Coaches.

Dieser Rollenwechsel der Jugendlichen – von Teilnehmenden zu Mitarbeitenden – ist ein wichtiges Lernfeld für die Jugendlichen und benötigt Raum, Zeit und Unterstützung von Seiten der Jugendarbeit. Interessierte Jugendliche werden zu einem Gespräch eingeladen und in die Arbeit als Coach eingeführt. Nach mehrjähriger Mitarbeit als Coach besteht bei Interesse und Eignung mit 18 Jahren die Möglichkeit zum Seniorcoach aufzusteigen.

 

2010 Entwicklung der mobilen Jugendarbeit

Der öffentliche Raum in der Gemeinde Wallisellen wird von unterschiedlichen Interessensgruppen mit verschiedenen Anliegen und Bedürfnissen genutzt. Neben dem Jugendtreff, der nicht alle ansprechen kann, muss es deshalb auch Möglichkeiten geben, auch die anderen Jugendlichen der Gemeinde zu begleiten und zu unterstützen. Die Jugendarbeit Wallisellen verfasste 2010 ein Konzept und neu werden 50 Stellenprozente für die mobile Jugendarbeit eingesetzt.

Die mobile Jugendarbeit verfolgt das Ziel, Jugendliche, Jugendgruppen und junge Erwachsene im öffentlichen Raum zu erreichen. Mit dem Aufsuchen beliebter Treffpunkte im Dorf können nicht nur neue Kontakte geknüpft, sondern auch Angebote unterbreitet und bekannt gemacht werden. Nebst dem sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Jugendarbeit durch das Auftreten im öffentlichen Raum auch für den Rest der Bevölkerung sicht- und ansprechbar. So können Anliegen direkt aufgenommen werden und die Jugendarbeitenden können bei möglichen Nutzungskonflikten eine vermittelnde Rolle einnehmen und somit zum gegenseitigen Verständnis beitragen. Jugendliche haben - wie alle anderen Nutzer auch - ein Recht auf öffentlichen Raum. Die verschiedenen Ansprüche und Bedürfnisse müssen von den Betroffenen gemeinsam in Einklang gebracht werden. Aufbau sozialer Netze, Aufhebung der Anonymität und Vernetzung von gleichen Interessen sind die dazu gehörenden Methoden der Jugendarbeit.

 

2014 Gemeinde ist neu alleiniger Träger der Jugendarbeit

Die Trägervereinbarung "Kooperation Jugendarbeit Wallisellen" wird per April 2014 aufgelöst. Die Zuständigkeit für die Jugendarbeit der politischen Gemeinde geht vollumfänglich an die politische Gemeinde über. Durch den Auflösungsbeschluss der Trägervereinbarung wird auch die Zusammenarbeitsvereinbarung mit dem Verein Jugend- und Freizeithaus Rotacker auf denselben Termin gekündet. Nach direkten Gesprächen zwischen der Abteilung Gesellschaft und dem Vereinsvorstand über die Zukunft des Vereines – zur Diskussion stand die Weiterführung als Gönnerverein für das Jugendhaus – beschloss der Vereinsvorstand, der Mitgliederversammlung des Vereins Jugend- und Freizeithaus Rotacker die Auflösung zu beantragen.

Seitdem ist die Abteilung Gesellschaft und namentlich der Jugendbeauftragte zusammen mit dem Ressortvorstand verantwortlich für Strategie, Konzepte und Betrieb der Jugendarbeit. Wichtig ist und bleibt der Austausch und die punktuelle, projektorientierte Zusammenarbeit mit der Schule, der reformierten Kirche und den Vereinen in Wallisellen.

 

2014 Bau Tonstudio

Ein Hiphop Musikproduzent und Nachbar aus Wallisellen besucht im Sommer 2014 punktuell die Grill Anlässe im Garten des Jugendhauses. Er inspiriert einige Jugendliche dazu, sich für ein Tonstudio im Jugendhaus zu engagieren. Die Jugendarbeit griff die Anfrage der Jugendlichen auf und stellte einen Raum im Jugendhause zur Verfügung und organisierte einen Workshop zum Bau des Tonstudios. Die Jugendlichen bauten eine schalldichte Kabine für die Gesangs-Aufnahmen und der Musikproduzent stellte die notwendige Technik (Computer, Interface, Keyboard und Boxen) zur Verfügung. Der Produzent coachte in der Folge die interessierten Jugendlichen, er begleitete sie beim Texteschreiben, er lieferte die Beats, er nahm mit ihnen den Gesang auf und mischte die Songs ab. Zwei Jugendliche produzierten gar eine CD. Die Ehrlichkeit der Texte ist eindrücklich und gewährt interessante Einblicke in die Lebenswelt der Jugendlichen. Später übernahm ein Musiker und Tontechniker der Sisha Bar in Oerlikon, wo damals viele Jugendliche aus Wallisellen verkehrten, die Regie im Tonstudio. Der Tonstudio-Betrieb gibt der Jugendarbeit neue Zugänge zu den Jugendlichen und ihren verborgenen Talenten. Die Texte der Songs ergeben viele Gespräche und Diskussionen um Identität, Realität und Fake, über Wahrhaftigkeit oder Posen oder das Suchen nach Fame.

 

2015 Start Spielplatz-Animation PLAY!T

Für Kinder von 6 – 12 Jahren gab es bis 2014 kein spezifisches Angebot. Dabei rückt diese Altersgruppe zunehmend in den Fokus der Jugendarbeit, da sich in den letzten Jahren viele Themen und Verhaltensweisen, die man früher bei den Teenagern beobachtete, zunehmend auch bei den 6 – 12-Jährigen feststellbar sind. Diese Feststellung von Veränderungsprozessen im Bereich der Kindheit und Jugend und die damit notwendigen Anpassungen der Angebote der Jugendarbeit, unterstützt auch die Analyse der ZHAW zur Jugendarbeit Wallisellen von 2013: sie empfahl den Aufbau eines Angebotes für die Kinder von 6 – 12 Jahren. 2014 wurden daher erste Projekte in Richtung "Spielplatz-Animation im Quartier" angedacht.

Im richtigen Moment kam eine Anfrage der ABZ Wohnbaugenossenschaft zur Zusammenarbeit im Quartier Langacker. Konkret ging es um die Mitarbeit der Jugendarbeit bei den geplanten Befragungen zur Zufriedenheit im Quartier - mit einem Fokus auf den Einbezug der Kinder. Diese Anfrage gab der Jugendarbeit Wallisellen die Möglichkeit, im Bereich der Arbeit mit Kindern und der Quartierarbeit/mobile Jugendarbeit ihr Knowhow einzubringen und weitere Erfahrungen zu sammeln. Die Jugendarbeit griff bei dem Projekt im Langacker auf die Methode "Quartierspion" zurück, ein Modell, dass sie in ähnlicher Form bereits im Rahmen eines Catweek Projektes erproben konnte. Im Langacker waren 35 Kinder beim „Quartierspion" dabei und präsentierten dann bei einem Workshop einer grossen Besucherschar ihre Lieblingsorte und Un-Orte im Quartier und ihre Vorschläge für Verbesserungen.

2015 startet die erste mobile Spielanimation. Die mobile Spielanimation schafft einen temporären, neuen Treffpunkt im Quartier – die Quartierbewohner können einander neu kennenlernen und die Jugendarbeit lernt die Kinder und ihre Bezugspersonen im Quartier kennen. 
Die neue mobile Spielanimation Wallisellen bietet jedes Jahr von April bis September an Mittwochnachmittagen auf den öffentlichen Spielplätzen begleitete Spielanimationen an. Das Angebot steht allen Kindern zwischen 6 und 12 Jahren, ihren Eltern oder Betreuungspersonen kostenlos offen. Die Spielanimatorinnen und Spielanimatoren bieten Geschicklichkeits-, Kreativitäts- und Gemeinschaftsspiele an. Begleitpersonen erhalten Informationen über die Spielanimation und werden zum Mitspielen eingeladen.


 

2016 Einrichtung Medien-Raum

Ein Gruppe Jugendlicher engagierte sich für die Einrichtung eines Medienraumes. Ihrer Meinung nach war ein Jugendhaus ohne Medienraum kein Jugendhaus. Ihre Idee war die Einrichtung eines Raumes für eine vielseitige Nutzung medialer Inhalte, sprich Playstation spielen, Filme anschauen und Musik hören. Das Ganze sollte eine gemütliche, kinoähnliche Atmosphäre haben und unkompliziert nutzbar sein.

Die Jugendlichen wälzten Ideen, es wurde ein Budget erstellt und der Raum wurde neu gestrichen und die Fenster abgedunkelt. Die Jugendarbeit baute mit ihnen eine grosse Holzkiste, auf der man sitzen kann und in welcher Playstation und Beamer verbaut sind. Eine Leinwand wurde installiert und zu guter Letzt organisierte ein Jugendarbeiter eine Turnhallenmatte im XXL-Format – dies machte den neuen Medienraum definitiv gemütlich und speziell. Der Raum ist bis heute rege in Betrieb und zwar nicht nur zum Gamen, denn dank der Matte wird der Raum auch immer wieder gerne zum Herumtoben und für kleine Spasskämpfe genutzt.

 

2017 Sanierung Halfpipe und Skatepark

Im Frühling 2016 brach nach ruhigen Jahren wieder ein regelrechter Boom auf dem alten Skaterplatz aus. Gross und Klein nutzten wieder die MiniRamp, nebst den Skatern waren neu auch viele junge Trottinet-Fahrerinnen und Trottinet-Fahrer auf der Anlage. Dies war auf der einen Seite schön und erfreulich, Kinder und Jugendliche trieben zusammen Sport und hatten es gut miteinander. Auf der anderen Seite gab es durch die erneute hohe Nutzung Lärmreklamationen. Die Abteilung Gesellschaft, mit dem zuständigen Bereich Jugend, analysierte mit der Bereichsleitung Liegenschaften die neue Situation und musste feststellen, dass die Lärmreklamationen berechtigt waren und dass die unterdessen 13 Jahre alte Anlage in die Jahre gekommen und eine Sanierung notwendig war.

Die zweite Projekteingabe für die Sanierung des Skaterparks wurde vom Gemeinderat angenommen. Die Jugendlichen erneuerten unter Anleitung der Jugendarbeit die beliebte MiniRamp und unter der Regie des bekannten Skateparkbauers Erwin Rechsteiner wurde der Skatepark saniert. Der Skatepark wurde so instandgesetzt, dass er ein breites Spektrum an Benutzern jeder Alters- und Könnerstufe bedient, der so renovierte und wieder BFU konforme Skateparkark wurde zu einem beliebten und gut besuchten Ort der Begegnung für Jung und Alt.

 

2018 Start Impact8304

Wallisellen ist seit 2018 eine der fünf Pilotgemeinden im Kanton Zürich der nationalen Jugend-Partizipationskampagne engage.ch. Ziel der Kampagne ist es, dass sich Kinder und Jugendliche am Gemeindeleben und an Prozessen und Entscheiden, die sie betreffen, beteiligen und so ihren Lebensort mitgestalten. Das von der Jugendarbeit entwickelte Impact8304 wird unterstützt von der reformierten Kirche Wallisellen, der Interessensgemeinschaft der Walliseller Vereine und verschiedenen Ortsparteien. Ernst gemeinte Jugend-Partizipation hat mit Mitbestimmung und damit mit Delegieren von Macht an Kinder und Jugendliche zu tun. Für die Projektleitung war es daher klar, dass es für das neue Partizipationsprojekt eine Zusage der Gemeinde zur Förderung der Partizipation braucht: der Gemeinderat nahm die Weiterentwicklung der Partizipation in die Legislaturziele 2018 – 2022 auf. Wallisellen setzte den Fokus auf den Aufbau einer breit aufgestellten Projektorganisation, die den Jugendlichen dauerhaft zur Verfügung steht. Da es auch um die politische Partizipation der Jugendlichen geht, war es für die Projektleitung klar, dass sie alle politischen Parteien vor Ort um die Mitarbeit im neuen Projekt anfragt. Zentral für diesen Fokus war die Überlegung und das Ziel, dass das geplante Projektteam so nebst den klassischen Partnern der Jugendarbeit wie Kirche, Schule und Vereinen mit den verschiedenen Partei-Vertreterinnen und Vertretern auch eine breitere Basis und ein grösseres Knowhow mit Leuten aus Politik, Wirtschaft und Kultur erhält.

Das Projekt Impact8304 ist 2019 erfolgreich gestartet. Es ist eine Plattform entstanden, auf der alle interessierten Jugendlichen ihre Ideen anmelden und sich Hilfe für die Umsetzung ihrer Anliegen holen können. Bis Ende 2021 wurden 32 konkrete Anliegen und Ideen für die Gemeinde Wallisellen eingereicht – wie zum Beispiel: App Secondhand Kleider, Bikepark im Hardwald, Basketballkörbe im öffentlichen Raum, Outdoor Sportanlage, Co-Working Space, Minecraft spielen, Jugend Konzerte, Infoabend für Solaranlagen etc.

Bereits realisiert wurde 2020 die Idee dreier junger Männer zum Errichten eines "Baumes der Dankbarkeit" auf dem Gemeindehausplatz und 2021 der Bau eines Pumptracks und einer Outdoor-Sportanlage auf der Industriebrache Halba. Dazu kam Ende 2021 die Realisierung einer Idee zweier Anwohnerinnen des Halba für die Aufstellung eines Weihnachtsbaumes auf dem Areal.

Ebenfalls realisiert wurde im Zwicky Quartier die gewünschte temporäre Streetsoccer Anlage. Die Nutzung war intensiv und die Feedbacks der Kids, der Eltern und der Anwohner sind dankbar und positiv. Aktuell steht hier der Wunsch eines dauerhaften, ganzjährig nutzbaren Fussballplatzes und Begegnungsortes im Quartier im Raum.

 

2019 Büroziit, ein neues Beratungsangebot

Bereits seit der Gründung führt die Jugendarbeit Beratungsgespräche rund um die Lehrstellensuche und die ganze Palette an Lebensfragen. Die Nutzerinnen und Nutzer-Zahlen weisen seit Jahren viele Themen und Fragen aus, die die Jugendlichen beschäftigen und mit denen sie zur Jugendarbeit kommen. Die Jugendarbeit Wallisellen baut daher 2019 mit dem Start der "büroziit" das Beratungsangebot aus: neu steht jeden Donnerstag von 17 – 19 Uhr, d.h. ausserhalb der Treff-Öffnungszeiten, eine Mitarbeiterin für Fragen und Anliegen aller Art im Jugendhaus zur Verfügung.

Die Jugendlichen vertrauen dem Personal viele Anliegen an. Die Gespräche ergeben sich häufig spontan, aus einer Situation heraus, so wie die aktuelle Lebenswelt der Jugendlichen oft spontan verläuft. Dieser Bedarf an Gesprächen zu Fragen der Lehrstelle und allgemeinen Lebensfragen nimmt stark zu. Nebst körperlichen und sozialen Veränderungen stehen die Jugendlichen vor der Aufgabe, sich mit gesellschaftlichen Anforderungen an ihre Person auseinanderzusetzen und ihre eigene Identität zu finden und aufzubauen. In dieser Zeit stellen sich in allen Lebensbereichen wie Schule, Freizeit, Familie, Freunde, Beziehungen und Sexualität ständig neue Fragen. Jugendliche sind oft überfordert damit, all diese Fragen allein klären zu müssen und sie benötigen Vertrauenspersonen und Fachstellen, an welche sie sich wenden können. Familienmitglieder können in dieser Zeit oft nur bedingt Unterstützung anbieten, bzw. Jugendliche können diese nur bedingt von ihnen annehmen. Peers bieten in dieser Phase häufig eine Orientierung. Sie befinden sich allerdings im selben Zustand der Entwicklung und sind daher oft wenig hilfreich. Auch Lehrpersonen oder Personen aus Institutionen sind für die Jugendlichen oft keine Option, da hier meist eine Form eines Abhängigkeitsverhältnisses besteht. So ist es für viele Jugendliche wichtig, eine unabhängige Instanz zu haben, welche mit einer niederschwelligen und akzeptierenden Grundhaltung auf ihre Fragen und Anliegen eingehen kann.

Die Jugendarbeit kann einen geeigneten Rahmen bieten, da in freiwilligen Settings vieles einfacher angesprochen werden kann. Während dem Jugendhaus-Betrieb hat die Jugendarbeit aber nur eingeschränkt die notwendigen Ressourcen für tiefergehende Beratungen. Daher wird Beratung auch ausserhalb der Treff-Öffnungszeiten angeboten. Büroziit ist so auch ein Beratungsangebot für Jugendliche, die keinen Bezug zur Jugendarbeit haben. Die Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeiter bieten eine niederschwellige und professionelle Hilfe an, sie hören zu und nehmen sich die notwendige Zeit für alle Anliegen – keine Selbstverständlichkeit in der heutigen schnelllebigen Zeit. Nebst den Jugendlichen und jungen Erwachsenen steht das Angebot auch allen Personen mit Fragen zu jugendspezifischen Themen offen.

 

2020 Jugendarbeit auf Social Media

Die Nutzung der Social Media durch Jugendliche und der Stellenwert für die Jugendarbeit ist schweizweit ein Thema. Internet, Smartphone und Social Media sind allgegenwärtig im Alltag der Jugendlichen. Ihre Nutzung von WhatsApp, Instagram, Facebook und Co. sind je nach Perspektive eine grosse Chance oder ein Problem.

Der virtuelle Raum hält nicht nur immer mehr Einzug in die Lebenswelt der Jugendlichen, sondern ist mittlerweile eine eigene Lebenswelt geworden. Die Mediennutzung der Jugendlichen ist eine wichtige Freizeitbeschäftigung für sie geworden, weil sie so ein für sie wichtigen Zugang zu Selbsterfahrung, Bedürfnissen und Interessen finden (vgl. JAMES-Studie, 2018). Da die Jugendarbeit die Lebenswelt der Jugendlichen kennen und auch in ihr agieren muss, beschloss die Jugendarbeit proaktiv Teil der virtuellen Lebenswelt zu werden. Gestützt auf den Leitfaden des nationalen Dachverband DOJ der Offenen Kinder- und Jugendarbeit Schweiz (2018), erstellt die Jugendarbeit Wallisellen ein eigenes Konzept, um einerseits fachlich-fundiert, nachhaltiger sowie zeitgemäss an den Interessen und Bedürfnisse der jungen Menschen anzuknüpfen und andererseits sie in ihren kommunikativen Kompetenzen, beziehungsweise Medienkompetenzen, zu unterstützen.
Die Integration der digitalen Medien in ihre Arbeit ermöglicht und erleichtert zugleich einen medienpädagogischen Zugang zu den Jugendlichen. Das Konzept wird 2020 vom Gemeinderat bewilligt.

Im Corona Lockdown musste auch der Treffbetrieb eingestellt werden. Die Jugendarbeit Wallisellen versuchte dies mit gezielten online Präsenzen so gut wie möglich zu kompensieren, um nach wie vor für die Jugendlichen da zu sein. Diese wichtige Präsenz wurde während zwei Jahren beibehalten. Dadurch konnten nicht nur bestehende Beziehungen gepflegt werden, sondern auch noch bis jetzt anhaltende neue Beziehungen zu Jugendlichen aufgebaut werden, welche sich sonst vom regulären Angebot nicht angesprochen fühlen.

 

2021 Zwischennutzung des Halba Areal

Das Gelände der ehemaligen Schokoladenfabrik Halba wird der Gemeinde für eine Zwischennutzung zur Verfügung gestellt. Die Jugendarbeit Wallisellen wusste via ihr Jugend-Partizipationsprojekt Impact8304 von den Plänen engagierter Eltern und deren Kinder für einen Pumptrack und waren im Kontakt mit drei jungen Frauen, die sich für den Bau einer Calisthenics Streetworkout Anlage in Wallisellen engagierten. Die notwendigen Kontakte wurden vermittelt, die eingereichten Ideen wurden für gut befunden und im Halba Areal realisiert. Nach Fertigstellung der Bauten im Frühling 2021 übernimmt die Jugendarbeit in Zusammenarbeit mit dem Tiefbau die Verantwortung für den allgemeinen Betrieb und die Weiterentwicklung des Halba Areals. Die Jugendarbeit möblierte das Gelände mit einer für die Anwohnerinnen und Anwohner nutzbaren Materialkiste mit Spielzeug, Sonnenschirmen und Liegestühlen. Stühle und eine Sitzplatzgarnitur mit Tisch und zwei Bänken ergänzen zurzeit das Angebot.

Der Pumptrack wird unter der Regie des Vereins Bikepark Hardwald rege genutzt, dito Street Workout, Sandkasten, Stühle und Sitzbank. Dazu kamen erste Workshops und die regelmässige Spielplatz-Animation PLAY !T. Erste Kontakte zu den Anwohnerinnen und Anwohnern entstanden, auf Anfrage von Frauen im Quartier wurde im Dezember 2021 die Idee eines Weihnachtsbaumes im Halba realisiert. Ausser dem geplanten Eröffnungsfest, dass Corona zum Opfer fiel, konnten bereits einige Anlässe realisiert werden. In Planung sind für 2022 erstmals auch drei Konzerte der Kulturbuvette Crew.

 

2021 Streetsoccer im Zwicky Quartier

Das Zwicky Quartier wurde 2020 fertiggebaut. Bereits vor Bezug der letzten Wohnungen lebten überraschend viele Kinder und Jugendliche im Quartier, was wegen mangelnder Spiel- und Sportplätze zu Problemen führte. Auf Anfrage des Quartiervereins organisierten die Jugendarbeiten der Gemeinden Dübendorf und Wallisellen im Herbst 2020 eine gemeinsame mobile Jugendarbeit mit einer temporären Präsenz im neuen Quartier. Auszug aus dem Bericht der mobilen Jugendarbeit nach Gesprächen mit Eltern und Jugendlichen vor Ort: «Demnach ist es für Familien mit kleinen Kindern ein sehr schönes, ideales Quartier mit vielen Möglichkeiten zum Spielen auf Spielplätzen oder am Fluss. Sobald die Kinder allerdings 11/12 jährig seien und anfangen würden sich mit Freunden vermehrt draussen zu treffen und selbstständiger unterwegs seien, fehlen ihnen angemessene Orte um ihren gemeinsamen Interessen nach Spiel und Sport nachzugehen.» Das Video einer Quartierbewohnerin mit Aussagen von Jugendlichen zu fehlenden Spiel- und Sportmöglichkeiten in ihrem Quartier unterstützt diesen Befund. Die Aufschaltung des Videos auf der Website www.engage.ch/wallisellen ergab innert Tagen über 320 Likes.

Im Quartier leben gut 200 Kinder und Jugendliche. Kinder bis ca. 10-Jährig können sich im Zwicky bewegen, austoben und kennenlernen, aber es gibt keine Angebote für ältere Kinder und Jugendliche. Das Problem wird in den kommenden Jahren zunehmen, wenn die kleinen Kinder der Pioniergeneration des Zwicky älter werden und weitere Kinder und Jugendliche nachrücken. Nach vielen Recherchen und Abklärungen betrieben der Zwicky Quartierverein QV 296, die Jugendarbeit Dübendorf und die Jugendarbeit Wallisellen in den Herbstferien 2021 gemeinsam mit grossem Erfolg eine temporäre Streetsoccer Anlage unter den SBB Geleisen Zwicky Quartier. Der meistgenannte Wunsch der Kinder und Jugendlichen, auch der Mädchen im Quartier, war ein Ort zum gemeinsamen Fussballspielen und ein Treffpunkt – daher das mobile Soccer-Spielfeld. Der Bedarf ist nachgewiesen, jetzt geht es darum eine definitive Lösung, sprich einen ganzjährig nutzbaren Fussballplatz und Begegnungsort im Quartier zu etablieren.

 

Jugendarbeit heute und in 10 Jahren

Jugendkulturen kommen und gehen - Outfits, Musik und Fahrzeuge der Jugendlichen ändern sich: in den 80er Jahren markierten im Jugendhaus Wallisellen "Töfflibuebe" mit lauten Mopeds Präsenz - der Vorplatz des Jugendhauses wurde mit Dutzenden Puchs und Ciaos zugestellt, die Rotackerstrasse wurde zur lauten Flaniermeile oder zur Rennpiste – in der heutigen Zeit fast unvorstellbar. Heute cruisen die Jugendlichen geräuschlos mit E-Trottis und E-Roller im Harley Davidson Chopper Look in das Jugendhaus. In den 90er Jahren waren die Mountain Bikes populär und Symbol für moderne Mobilität, das Jugi wurde mit Dutzenden von Velos zuparkiert. Später blieb der Vorplatz des Jugendhauses jahrelang leer, die Jugendlichen waren nur noch zu Fuss unterwegs. Mitte der 2010er Jahre kreuzten dann die ersten, noch motorlosen Trottinetts vor dem Jugendhaus auf.

2022 offeriert die Jugendarbeit Wallisellen mit dem Jugendhausbetrieb, mit der mobilen Jugendarbeit, mit Midnight Ball, Play!t, Impact8304 und mit der Präsenz im Halba, im Zwicky Quartier und im Skaterpark und online ein breites und gut genutztes Angebot für die Jugend in Wallisellen.

Wo steht die Jugendarbeit in zehn Jahren? Vier denkbare Entwicklungen:

  1. 2032 besuchen die Jugendlichen ihr Jugendhaus nach wie vor, es bleibt eine wichtige Homebase, wo sie sich treffen können für Spiel und Spass und wo bei Bedarf auch ihre Fragen und Anliegen Gehör finden. Das Leben wird nicht einfacher, viele junge Menschen werden 2032 verschiedene Angebote der Jugendarbeit nutzen, die als Ergänzung zu Familie und Schule, verlässlich für sie da ist und ihnen zuhört und sie bei der Suche nach ihrem Platz in der Gesellschaft unterstützt oder ihnen, wenn nötig, Grenzen und Konsequenzen ihres Handelns aufzeigt.
  2. In Zürich und der Agglomeration wird weiter gebaut und verdichtet, daher gilt es verstärkt den Forderungen der Jugendlichen nach Räumen für ihre Bedürfnisse Rechnung zu tragen und ihnen eine Plattform zur Anmeldung und Umsetzung ihrer Anliegen anzubieten. Die Jugendpartizipation, sprich die Teilnahme und Mitentscheidungsmöglichkeiten der Jugendlichen bei allen Fragen der Stadtentwicklung, die sie betreffen, muss weiter gepflegt und ausgebaut werden.
  3. Der Bedarf nach Tagestrukturen für Kinder und Jugendliche und Möglichkeiten der Beschäftigung und Weiterbildung sind 2032 grösser und aktueller denn je. Denkbar ist daher ein Ausbau des Workshop Angebotes der Jugendarbeit – in Zusammenarbeit mit externen Partnern. Die bis heute organisierten Workshop der Jugendarbeit im Tonstudio, im Skaterpark oder der Fussball-Workshop für Mädchen waren alle gut besucht. Das Fashion Design Camp im Jugendhaus, ein neues Angebot in den Sommerferien 2022, ist ausgebucht. Die Nachfrage von Jugendlichen und Eltern steigt.
  4. Heute ist vieles möglich, welches vor 40 Jahren für Kinder und Jugendliche entweder nicht erlaubt oder nicht bezahlbar war. Die neuen Freiheiten und Möglichkeiten bedeuten aber nicht, dass das Leben für die Jugendlichen nur besser und einfacher wird. Die Identitätsfindung und Selbstverwirklichung werden in einem Meer der Möglichkeiten und in einer Welt der permanenten Kommunikation und Beobachtung via Social Media nicht nur einfacher. Die Beratung der Jugendarbeit vor Ort muss verstärkt werden. Die Praxis zeigt, dass bei schwierigen Fragen die Weiterleitung an Fachstellen nur bedingt funktioniert, da den Jugendlichen meist der Bezug und das Vertrauen zu den dortigen Fachleuten fehlt. Daher muss die Beratungskompetenz der Jugendarbeit vor Ort gestärkt werden.

Styles und Fahrzeuge ändern sich, heute ist Mobilität und Kommunikation auch virtuell und damit weltweit möglich, ohne Handy geht bei den Jugendlichen nichts mehr. Allein die Suche der Kinder und Jugendlichen nach dem eigenen Platz in der Gesellschaft, die Suche nach Identität, Zugehörigkeit und Grenzerfahrungen bleibt dieselbe – nebst Eltern und Schule bleibt die Jugendarbeit ein wichtiger Begleiter auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben.

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