Kinderarbeit als Erfolgsfaktor

1840
Der Erfolg der Herzogenmühle und der Zwirnernei Neugut beruht ebenso auf kompromissloser Marktorientierung wie auf rücksichtsloser Ausbeutung der Arbeitskräfte. Unerbittliche Fabrikordnungen und harte Strafen bei Verstoss gegen die Vorschriften disziplinieren die Arbeiterinnen und Arbeiter. Vor allem aber: Sowohl in der Herzogenmühle als auch bei Zwicky & Co. arbeiten zahlreiche Kinder.

Die Fabrikordnung der Herzogenmühle von 1836 hält fest, dass die Spinner, die Knüpfkinder zu fleissiger Arbeit, Reinlichkeit und zum Ausbrechen unreiner Fäden anzuhalten hätten. Die Fabrikstatistik der Zwirnerei Neugut belegt 1855, dass 35 Jungen und 70 Mädchen beschäftigt sind; das ist etwa ein Drittel der damaligen Belegschaft. Die Kinder verdienen in der Zwirnerei etwa 50 bis 60 Rappen im Tag, während Unternehmer Guggenbühl einer erwachsenen Arbeitskraft 3 Franken zahlen muss. Die Arbeitszeit beträgt 13 Stunden pro Tag, am Sonntag werden zusätzlich Schulkinder zur Arbeit verpflichtet. Die Mittagspause beträgt 20 Minuten.

Während J.K. Zuppinger von der Herzogenmühle immerhin ein soziales Sicherungsnetz plant und beispielsweise eine Sparkasse für seine Arbeiterinnen und Arbeiter aufzieht, wehrt sich Guggenbühl gegen eine solche Einrichtung. Immerhin kamen alle Arbeiterinnen und Arbeiter ab 1857 in den Genuss einer minimalen Kranken- und Unfallversicherung.

Bild: Johann Kaspar Guggenbühl ist ein Unternehmer, der sich dem reinen Manchester-Liberalismus verpflichtet fühlte.