Wallisellen wird zum Schlachtfeld

1799
Nur ein Jahr nach Ausrufung der Helvetischen Republik werden die Gemeinden des mittleren Glattals zum Schlachtfeld. Die Franzosen haben 1798 die Schweiz besetzt, 1799 rüsten die Mächte der gegnerischen Fürstenkoalition (Österreich, Russland, England u.a) mit Unterstützung schweizerischer Aristokraten zum Gegenschlag. Österreich hofft, die Schweiz als Operationsbasis gegen Frankreich zu gewinnen.

Am 14. März rücken die Kaiserlichen Truppen aus dem Vorarlberg in die Eidgenossenschaft ein und drängen die Franzosen immer weiter zurück. Das Kommando liegt bei Feldmarschallleutnant Friedrich von Hotze, einem gebürtigen Richterswiler. Am 4. Juni 1799 beginnt die erste Schlacht um Zürich. Wallisellen, Rieden, Dübendorf und Schwamendingen stehen dabei im Epizentrum des Angriffs vom linken Flügel her. Die vierte österreichische Kolonne unter Hotze versucht, bei Wallisellen die Glatt zu überschreiten und den Zürichberg einzunehmen, hat aber keinen Erfolg. Gegen das französische Artilleriefeuer und die dichten Verhaue im Wald kommt sie nicht an. Am Abend sind die französischen Stellungen von den Truppen der Koalition umlagert. In der Nacht vom 5. auf den 6. Juni 1799 geben die Franzosen auf und handeln einen freien Abzug aus. In der Stadt wird umgehend die vorrevolutionäre Ordnung wieder hergestellt.

Schon im September 1799 kommt es zur zweiten Schlacht um Zürich. Die napoleonischen Truppen nutzen eine Umgruppierung ihres Gegners aus und greifen die in Zürich stationierten russischen Truppen just zu dem Zeitpunkt an, in dem das Gros der Kaiserlichen Armee abgerückt ist, um eine neue Linie am oberen Zürichsee und in der Linthebene aufzubauen. Nachdem die Franzosen die Stadt wieder eingenommen haben, kehrt der liberale Statthalter Pfenninger in sein Amt zurück. Aber die revolutionäre Begeisterung ist endgültig verflogen.

Ein Andenken an die erste Schlacht um Zürich
Aushubarbeiten für Bauprojekte fördern manchmal interessante Relikte aus vergangener Zeit zutage. So auch in Wallisellen. Beim Bau des Allianz-Turms auf dem Richti-Areal 2012 kommt eine rostige Kanonenkugel mit einem Durchmesser von 15 Zentimeter zum Vorschein. Das Geschoss stammt aus einer 24-Pfünder-Haubitze, wie sie in der ersten Schlacht um Zürich sowohl von den französischen als auch den österreichischen Truppen eingesetzt wurde. Welche Seite den Fehlschuss abgab, liess sich nicht nachweisen. Nachdem der wissenschaftliche Dienst der Stadtpolizei Zürich die Kugel entschärft hat, gelangt sie als Exponat ins Ortsmuseum der Gemeinde Wallisellen.

Bild: Die Kanonenkugel, die 2012 bei Bauarbeiten auf dem Richti-Areal gefunden wurde. Quelle: Ortsmuseum Wallisellen
Die Kanonenkugel, gefunden 2012 im Richti-Areal