1816 - 1970
Die Handspinnerei gerät ab etwa 1790 durch Importe von günstigem, englischen Maschinengarn in Bedrängnis. Die Wirtschaft nimmt den Konkurrenzkampf mit England auf: 1801 wird in St. Gallen die erste mechanische Spinnerei der Schweiz eingerichtet. Die neue Technologie setzt sich rasch durch: Die Hausindustrie bricht nach 1820 zusammen. Bedrängt wird die Hausindustrie in einer ersten Welle von Kleinbetrieben, ab 1831 aber expandieren die grossen und grössten Unternehmen. Wallisellen ist ein typisches Beispiel für diese Entwicklung. Hier entstehen verschiedene kleine Textilfabriken – aber auch eine für damalige Verhältnisse grosse Fabrik, welche bis ins späte 20. Jahrhundert produziert: die Herzogenmühle.

1811 geht der Mühlenbetrieb der Herzogenmühle Konkurs. Der neue Besitzer – Pfarrer Heinrich Ochsner aus Zürich – baut sie in der Folge zu einer modernen Baumwollspinnerei um. Die Anfangsjahre sind ausserordentlich schwierig, was durchaus mit der allgemeinen schweizerischen Wirtschaftslage korreliert. Die Eigentümer des Unternehmens wechseln in rascher Folge, bis Johann Kaspar Zuppinger-Billeter in zwei Etappen, 1836 und 1844, den Betrieb erwirbt.

Zuppinger-Billeter ist bereits erfolgreicher Baumwollfabrikant in Männedorf und erweitert nun seine Unternehmungen. Unter Zuppinger erlebt das Unternehmen einen rasanten Aufstieg. 1870 betreibt er bereits 9‘500 Spindeln. In diesem Jahr kauft er ein weiteres Unternehmen in Dübendorf. Sein Sohn, der die Nachfolge 1875 antritt, muss die Herzogenmühle zunächst durch die „Grosse Rezession“ retten, was im Gegensatz zu vielen anderen Fabriken gelingt. In den 90er-Jahren erlebt die Fabrik eine zweite Blüte. 1923 stirbt der letzte Fabrikant, Emil Zuppinger. Seine Frau Ida vermietet die Gebäude an die Textilwarenfabrik Gut & Co AG. Den Landwirtschaftsbetrieb und die Liegenschaften vermacht sie später der Gemeinde. Seit 1969 beherbergt die Liegenschaft eine Buchdruckerei.

Bild: Die Herzogenmühle um 1800.